10.10.2023

Schulwegekonzept

„Kinder sind unsere Zukunft“ – dieses Motto gilt in allen gesellschaftlichen Bereichen. Auch Verkehr und Mobilität sind davon nicht ausgenommen.

Traditionell steht im Themenfeld „Mobilität von Kindern und Jugendlichen“ die Verkehrssicherheit im Mittelpunkt. Doch geht die Bedeutung des Themas weit über Sicherheitsaspekte hinaus: die Art und Weise, wie Kinder unterwegs sind, nimmt Einfluss auf ihre motorische und kognitive Entwicklung, auf ihre Gesundheit und auf die Entwicklung ihres Sozialverhaltens. Langfristig bestimmen die im Kindes- und Jugendalter erworbenen Mobilitätskompetenzen schon heute, wie die Erwachsenen der Zukunft mobil sein werden.

Das verkehrliche Umfeld in Mönsheim stellt einen wichtigen Fixpunkt der Mobilitätsbildung dar: auf ihren Wegen zur Schule, zu Freunden und zu Sport- und Freizeitzielen erlernen und üben unsere Kinder eigenständige Mobilität. Neben Schule und Elternhaus sind daher auch Gemeinden in ihren Rollen als Träger von Schulen und Betreuungseinrichtungen, als Verantwortliche sowie als Akteure der Sozial-, Gemeinde-, Verkehrsplanung gefordert, ihren Beitrag zu einer sicheren und nachhaltigen Mobilität von Kindern und Jugendlichen zu leisten.

Die Förderung einer sicheren und nachhaltigen Mobilität von Kindern und Jugendlichen ist eine wichtige bildungs-, gesundheits- und umweltpolitische gesellschaftliche Aufgabe. Dieses Schulwegekonzept der Gemeinde Mönsheim soll unterstützen, gemeinsam mit der Appenbergschule und weiteren Akteuren einen Beitrag zur Bewältigung der Aufgabe zu leisten.

Fakten
Mehr als ein Drittel ihrer Wege legen Kinder und Jugendliche mittlerweile als Mitfahrer im Auto zurück. Damit ist der Pkw noch vor dem Zu-Fuß-Gehen und anderen Verkehrsmitteln das am häufigsten genutzte Fortbewegungsmittel.

Gerade jüngere Schüler erreichen viele ihrer Ziele – auch über kurze Distanzen – als Mitfahrer im Auto ihrer Eltern: nahezu jedes fünfte Grundschulkind wird mit dem Auto zur Schule gefahren. Gemeinsame Wege mit den Eltern werden zu mehr als zwei Dritteln mit dem Auto zurückgelegt, aber nur zu 2 % mit Öffentlichen Verkehrsmitteln und zu 4 % mit dem Fahrrad – Autofahren ist das prägende Mobilitätsmuster der elterlichen Vorbilder.

Hier fordern wir die Eltern vehement auf, Ihren Kindern die Bildung von Laufgemeinschaften zu ermöglichen und witterungsbedingt selbstständig werden zu lassen. 

Busse und Bahnen spielen für Kinder und Jugendliche vor allem auf dem Schulweg eine Rolle: hier macht der ÖPNV einen Anteil von über 40 % aus. Bei anderen Wegezwecken liegt er durchweg unter 10 %.

Trauen Sie Ihren Kindern etwas zu!
Für Kinder gibt es immer weniger zusammenhängende Bewegungsräume. Das früher selbstverständliche Spielen auf der Straße ist oft nicht mehr möglich oder wird von Eltern für zu gefährlich gehalten. Die spielerische Emanzipation, mit der Kinder sich nach und nach von ihrem Zuhause aus selbständig „die Welt erobert“ haben, wird vielfach abgelöst von verplanter Freizeit, die – von Krabbelgruppe bis Musikschule – elterliche Bring- und Holdienste erfordert.

Kurzum: Die kindlichen Lebensräume „verinseln“. Legten Mitte der 1960er Jahre Kinder im Grundschulalter in Spiel und Alltag im Sommer noch rund 20 Kilometer am Tag selbst zurück und waren dabei sechs Stunden draußen, so bewegen sich Kinder gleichen Alters heute nur noch vier Kilometer und sind zweieinhalb Stunden im Freien. Zu Beginn der 70er Jahre gingen 92 % der 6- bis 7-jährigen Kinder in Deutschland alleine oder in Begleitung anderer Kinder zur Schule, im Jahr 2000 waren es nur noch 52 %. Die Zahlen illustrieren: Selbständige Mobilität von Kindern findet seltener und im Alter zeitlich verzögerter statt als noch vor zwei Generationen.

Warum ist der Schulweg wichtig?
Der Weg zur Schule ist für Kinder nicht nur das Zurücklegen einer Strecke zum Ziel, vielmehr ist es ein Erlebnis-, Erfahrung-, Lern- und Sozialisationsweg. Auf dem Weg zur Schule, zu Fuß, mit dem Roller oder Fahrrad, trainieren Kinder ihre Psychomotorik und entwickeln viele kognitive Fähigkeiten, wie z. B. das räumliche Vorstellungsvermögen und die Wahrnehmung von Entfernung, Zeit und Geschwindigkeit. Darüber hinaus nutzen Kinder den Verkehrsraum als Spiel-, Sport- und Kommunikationsraum. Durch die Beobachtungen anderer Menschen und
durch die Interaktion mit Gleichaltrigen auf ihren Wegen und beim Spiel erwerben sie viele soziale Fertigkeiten, wie z. B. Kommunikationsfähigkeit, Einfühlungsvermögen und Hilfsbereitschaft. Außerdem lernen sie Gefahren und Risiken zu erkennen, zu vermeiden oder zu bewältigen!

Verbesserungen | Rahmen
Klassisches Ziel ist hier die Verkehrssicherheit: insbesondere Querungsstellen an Straßen und Bushaltestellen sollen so ausgebildet sein, dass der Schulweg sicher zurückgelegt werden kann. Einmündungen und Gehwege sind abseits von Durchgangsstraßen zu empfehlen und auch Winterdienst, Beleuchtung und Anwohner-Situation sind zu beachten.

Geschwindigkeitsbeschränkungen, Haltverbote und andere Ordnungsmaßnahmen leisten – untrennbar verbunden mit der Überwachung der Verkehrsregeln – einen weiteren Beitrag zur Schulwegsicherheit.

Die Gemeinde wird auch weiterhin, selbstverständlich im Zuge weiterer Verbesserung, Ihren Beitrag zur Perfektionierung leisten. Die Sanktionierung von ordnungswidrigen Verkehrsverhalten, sowohl bei ruhendem als auch bei fließendem Verkehr werden insbesondere zu Schul- und Betreuungszeiten wir verschärfen.

Elterntaxis SIND falsch
Eltern, die ihre Kinder immer mit dem Auto zur Schule und zu anderen Aktivitäten fahren,
nehmen ihnen nicht nur die Chance auf selbständige Mobilität und all deren positive Wirkungen. Sie tragen auch selbst dazu bei, dass der Verkehr für Kinder schwieriger zu beherrschen und unsicherer wird!
Kinder und Jugendliche sollen ihre Wege (zur Schule, zum Hort, zu Freunden, nach Hause ...) sicher zurücklegen können. Erfahrungsbasiert lernen sie, wie sie sich sicher im Straßenverkehr verhalten; dabei sind sichere Wegeverbindungen besonders wichtig. Kinder und Jugendliche sollen daher weniger mit dem Auto gefahren werden. Das PKW-Verkehrsaufkommen wird so besonders in „sensiblen“ Bereichen (z. B. Eingangsbereiche von Schulen) reduziert und der Schulweg wird sicherer.

Kinder und Jugendliche sollen sich eigenständig in ihrem Lebensraum bewegen können und, entsprechend ihrer altersgemäßen Entwicklung, zu Fuß gehen oder das Fahrrad bzw. Bus und
Straßenbahnen nutzen können. Wenn Kinder und Jugendliche sich mehr bewegen, entwickeln sie leichter ihre motorischen, kognitiven und sozialen Fähigkeiten. So wird das Unfallrisiko geringer und die Gesundheit sowie das Lernverhalten werden gefördert.

Kinder sollen zu Fuß laufen oder mit dem Rad und mit Bussen und Bahnen fahren, wo immer es
möglich ist, denn dadurch werden unmittelbar die Umwelt entlastet und Ressourcen geschont.
Dazu gehört auch, dass Kinder lernen, alle Verkehrsmittel situationsgerecht zu nutzen.
Kinder brauchen Vorbilder. Deshalb sollte auch auf das Mobilitätsverhalten von Eltern, Lehrkräften und anderen Erwachsenen im Sinne einer sicheren, effizienten und umweltgerechten
Mobilität hingewirkt werden.

Wir handeln!
Für die Gemeinde Mönsheim ist es schlicht von Vorteil, sich proaktiv mit diesem nun erstellten Mobilitätsmanagement für Kinder und Jugendliche zu beschäftigen. Wir demonstrieren auf diese Weise klare Relevanz dieser Themen, Kompetenz durch das Zusammenspiel zwischen Gemeindeverwaltung, Verkehrsexperten, Elternschaft sowie Bürgerinnen und Bürgern, konkret in diesem Themenfeld und können tatsächliche Probleme systematisch angehen! 

Gemeinsam zum Ziel – wir sind ein Team!
Das Bürgermeisteramt der Gemeinde Mönsheim auch als Schulträger, das Landratsamt Enzkreis als Straßenverkehrsbehörden sowie kommunale Planungs- und Bauämter (Tiefbauamt, Amt für Verkehrsplanung, ...) sorgen gemeinsam für Gestaltung und Sicherheit im öffentlichen Raum, insbesondere auch für Schulwege.
Die Lokalen Nahverkehrsgesellschaften, der Bauhof, Schulleitungen und Lehrkräfte, Eltern und Elternvertretungen, Schülerinnen und Schüler, die gesamte Bürgerschaft, staatliche Schulämter mit ihren Fachberatern für Verkehrserziehung und Mobilitätsbildung unterstützen die Schulen ebenfalls bei ihren Aktivitäten.

Helfen Sie mit, trauen Sie Ihren Kindern mehr zu, beenden Sie die Elterntaxis und lassen Sie uns das Schulwegekonzept in Mönsheim zu einem Erfolg werden!